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Ökonomie und Bildung

3.1.03 Abfallentsorgung und Stadtreinigung – Kommunalunternehmen weiter optimieren

Kommunale Abfallwirtschaftsbetriebe sehen sich heute hohen Anforderungen und sich verändernden gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien gegenüber. Neben den ökonomischen werden in den letzten Jahren verstärkt auch ökologische Anforderungen an die Betriebe gestellt. Sie müssen strenge Umweltvorschriften einhalten und Abfälle sowie Wertstoffe getrennt sammeln, verwerten und entsorgen. Die verantwortlichen Manager stehen nun vor der Aufgabe, ihre Betriebe so zu organisieren, dass sie trotz der teilweise komplexen Aufgabenfelder produktiver und kostengünstiger arbeiten. In einem Forschungsprojekt haben Vertreter von 19 Betrieben gemeinsam mit Experten Ansätze für eine effizientere Abfallwirtschaft und Stadtreinigung analysiert, auf Umsetzbarkeit geprüft und anschließend Empfehlungen erarbeitet.

Die Grundlage für das 1999 gestartete Projekt bildete ein Ideenwettbewerb des BMBF zur Kostensenkung in der kommunalen Entsorgung. Ziel des Vorhabens „Kostensenkung in der kommunalen Abfallentsorgung und Stadtreinigung“ war es, allgemeine Empfehlungen abzuleiten. Zum Projektteam zählten Vertreter von Entsorgungsunternehmen aus Städten und Gemeinden unterschiedlicher Größe in ganz Deutschland. Mit ihren verschiedenen Betriebsformen – Regie-, Eigen- und gemischtwirtschaftliche Betriebe sowie kommunale GmbHs – repräsentierten sie ein breites Spektrum. Fachlich unterstützt wurde das Projekt von der INFA GmbH (Ahlen) als Gesamtkoordinatorin, dem Institut für Umweltökonomie (IfU, Mainz), der uve GmbH (Berlin) und der intecus GmbH (Dresden). Fünf Arbeitsgruppen hatten die Aufgabe, jeweils für einen der folgenden Bereiche Kostensenkungspotenziale zu ermitteln: Entsorgungslogistik, Straßenreinigung, Betriebshof und Werkstatt, Kostenrechnung und Wirtschaftlichkeitssteuerung sowie Organisation und Verwaltung.

Der erste Schritt war eine Bestandsaufnahme in ausgesuchten Betrieben, bei der die Experten wichtige Leistungsdaten erhoben. In Absprache mit den Unternehmen untersuchten sie neue Organisationsformen, Methoden und Techniken, von denen sie sich eine effizientere Arbeitsweise versprachen. Auf Basis der dabei gemachten Erfahrungen erarbeitete das Projektteam eine Soll-Konzeption, stellte Soll-Ist-Vergleiche an und ermittelte Leistungskennziffern. Die Arbeitsgruppen identifizierten in den fünf Bereichen zum Teil erhebliche Einsparpotenziale, die sich in der Praxis auch auf andere Betriebe der Branche übertragen lassen.

Prozessstrukturen im Unternehmen (aus: DWA-M 801, Integriertes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem für Betreiber von Abwasseranlagen, April 2005)

Prozessstrukturen im Unternehmen (aus: DWA-M 801, Integriertes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem für Betreiber von Abwasseranlagen, April 2005)
Prozessstrukturen im Unternehmen (aus: DWA-M 801, Integriertes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem für Betreiber von Abwasseranlagen, April 2005)
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Entsorgungslogistik

Im Bereich der Entsorgungslogistik wurden verschiedene Möglichkeiten im Hinblick auf Kostensenkungen und Umsetzbarkeit geprüft. Dazu zählten unter anderem die eingesetzten Erfassungs- und Fahrzeugsysteme, Abfuhrintervalle, Art und Umfang der getrennten Sammlung, die Konzeptionen der Tourenplanungen und die dafür genutzten EDV-Programme, Personal- und Fahrzeugeinsatzplanung, innerbetriebliche Arbeitsabläufe, betriebliche Informationssysteme sowie neue Arbeitszeitmodelle. Das Projektteam identifizierte zahlreiche Einsparpotenziale. Dazu gehören je nach den örtlichen Voraussetzungen ein intelligent gesteuerter Fahrzeug- und Personaleinsatz per Tourenplanungssoftware, angepasste Abfuhrintervalle, die Trennung von Abfallsammlung und -transport durch Wechselaufbautechnik, flexiblere Arbeitszeitmodelle, ein verbessertes Dokumentations- und Managementinformationssystem als wirksames Controllinginstrument sowie eine intensivere Schulung des Personals. Im Bereich der Entsorgungslogistik hatten viele Betriebe bereits vor dem Verbundvorhaben einen hohen Effizienzstandard erreicht, konnten jedoch auf Basis des Projekts nochmals Kostenreduzierungen von fünf bis 20 Prozent realisieren.

Straßenreinigung

Auch bei der Straßenreinigung bestehen erhebliche Einsparpotenziale. Diese reichen von fünf bis 15 Prozent und werden häufig dazu genutzt, die Qualität der Straßenreinigung zu erhöhen, da insbesondere die Stadtbildpflege mit dem Ziel einer sauberen Stadt in der Vergangenheit einen größeren Stellenwert bekommen hat. Neben einem besseren struktur- und anforderungsbezogenen Einsatz der Fahrzeuge zählen dazu längere, effektivere Reinigungszeiten sowie die enge Zusammenarbeit der manuellen und maschinellen Reinigungssysteme. Auch die Einführung von Gruppensystemen, eine optimierte Routenplanung und der unterstützende Einsatz von Kleinstkehrmaschinen tragen dazu bei, Kosten zu senken.

Betriebshof und Werkstatt

Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe untersuchten in sechs kommunalen Werkstätten, die Müll- und Straßenreinigungsfahrzeuge betreuen, Werkstattaufbau, Auftragsannahme, betriebliche Arbeitsabläufe, Arbeitszeitregelungen, Kooperationen sowie die Bereiche Planung, Software und Controlling. Sie kamen unter anderem zu dem Ergebnis, dass weniger Schnittstellen zwischen den Computerprogrammen für Zeiterfassung, Werkstattauftragsverwaltung, Rechnungsstellung und Lohnabrechnung Einsparungen bei Zeit und Kosten ermöglichen. Als besonders wichtig für unternehmerische Entscheidungen erwies sich ein funktionierendes Controlling.

Kostenrechnung und Wirtschaftlichkeit

Damit die Betriebe noch wirtschaftlicher arbeiten können, entwickelte diese Arbeitsgruppe ein Controlling-System mit Berichtswesen. Es ermöglicht den Mitarbeitern, Informationen zu gewinnen, aufzubereiten und zu präsentieren, die dem Management Entscheidungen erleichtern. Dazu muss der Betrieb seine Leistungen kennen, erfassen und systematisieren. Aus diesem Grund haben die Teilnehmerbetriebe in dem Projekt je einen Leistungskatalog erstellt. Dieser kann zusammen mit der beschriebenen Kostengrundrechnung und der entwickelten Berichtspyramide in ein integriertes Managementsystem eingehen.

Organisation und Verwaltung

PDCA-Regelkreis (aus: DWA-M 801, April 2005)

PDCA-Regelkreis (aus: DWA-M 801, April 2005)
PDCA-Regelkreis (aus: DWA-M 801, April 2005)
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Verwaltungsmitarbeiter sollten sich auf ihre Kerntätigkeiten konzentrieren können. Deshalb empfehlen die Experten der Arbeitsgruppe „Organisation und Verwaltung“ je nach Betriebsgröße und örtlichen Voraussetzungen ein Servicecenter und ein Sekretariat einzurichten, einzelne Leistungsbereiche neu zu gliedern und die Beschaffung zu zentralisieren. Ein kommunaler Entsorger bekam Empfehlungen, wie er sein Callcenter verbessern kann. Einen anderen Betrieb unterstützte die Arbeitsgruppe dabei, eine passende Fuhrpark- und Werkstatt-Managementsoftware zu implementieren. Hinweise für eine effizientere Abfallwirtschaft gibt die 2006 veröffentlichte DStGB-Dokumentation Nr. 58 „Handlungsempfehlung zur Kostensenkung in der kommunalen Abfallentsorgung“ und für eine effizientere Straßenreinigung die in 2007 veröffentlichte DStGB-Dokumentation Nr. 67 „Handlungsempfehlung zur Optimierung der kommunalen Straßenreinigung“. Die DStGB-Dokumentation Nr. 58 ist in der Verlagsbeilage des Deutschen Städte- Gemeindebunds „Stadt und Gemeinde INTERAKTIV“, Ausgabe 4/2006 erschienen (http://www.dstgb.de/dstgb/DStGB-Dokumentationen/).

INFA – Institut für Abfall, Abwasser und
Infrastruktur-Management GmbH

Prof. Dr.-Ing. Klaus Gellenbeck
Dr.-Ing. H.-J. Dornbusch
Beckumer Straße 36
59229 Ahlen/Westfalen
Tel.: 0 23 82/9 64-5 00
Fax: 0 23 82/9 64-6 00
E-Mail: info@infa.de
Internet: www.infa.de
Förderkennzeichen: 02WA0728
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